Nymphi kann es immer noch nicht fassen.
Nymphi kann es immer noch nicht fassen.

2012 - Es ist eine kleine, aufregende Geschichte passiert. Bevor es draußen so richtig dunkel wird, fliegen meine mittlerweile 9 Wellensittiche freiwillig in ihr Schutzhaus, futtern noch etwas, setzen sich anschließend auf ihre Schlafplätze, quatschen nochmals alles durch, was am Tag so passiert ist oder was sie am nächsten Tag erwarten und kommen dann zur Ruhe. In der dunklen Jahreszeit ist das dann relativ früh.

 

Gegen 20.00 Uhr mache ich dann jeden Abend die Außenklappe zu, damit durch das Ein-/ Ausflugloch von draußen keine zusätzliche Kälte in das Schutzhaus dringen kann. Der Frostwächter ist im Augenblick noch nicht an das Stromnetz angeschlossen, da wir noch Plusgrade haben. Jeder Abend gleicht dem Vorabend.

 

Morgens, zwischen 07.00 und 08.00 Uhr öffne ich die Klappe wieder, reinige den Sandboden des Schutzhauses, klaube die Federn und zahlreichen Hinterlassenschaften der Bewohner auf, wechsele das Wasser und gebe frische Körner.

 

So, lange Rede, kurzer Sinn - gestern morgen war etwas anders: Ich sah schon früh EINEN Wellensittich durch die Außenvoliere flattern. Dadurch, dass das Plexiglas morgens beschlagen ist, konnte ich nicht erkennen, ob es wirklich nur einer war oder ob sich die Klappe nachts geöffnet hatte und sich alle schon draußen befanden. Vielleicht hatte ich sie nicht richtig geschlossen? Also überprüfte ich dieses und musste feststellen, dass ich wohl abends vor dem Schließen der Klappe Nymphi übersehen hatte. Der arme Kleine hatte die Nacht draußen alleine verbringen müssen und sah nun ziemlich irritiert aus. Glücklicherweise ist es noch nicht frostig! Ich öffnete erschrocken die Ein-/ Ausflugklappe und seine Limo huschte sofort zu ihm nach draußen. Das war eine Begrüßung! Nymphi schien sofort zufrieden zu sein und flog zu meinem Erstaunen nicht in das Schutzhaus.

 

Er blieb draußen, schließlich war er nicht mehr allein und er konnte sich wieder entspannen. Mein schlechtes Gewissen beruhigte ich, indem ich reichlich halbreife Kolbenhirse aus dem Gefrierfach holte, diese auftauen ließ und meinem verunsicherten Nymphi anbot, welcher ausgiebig frühstückte. Die anderen durften natürlich auch diese Lieblingsspeise futtern.

Ich war sehr froh, dass mir das jetzt passiert ist, wo es noch nicht so kalt ist. Nymphi hat übrigens besonders viel halbreife Kolbenhirse gefuttert, nur habe ich ihn dabei nicht fotografiert. Er sollte sich dabei wohl fühlen und sich auf gar keinen Fall stressen - obwohl meine Wellensittiche den Fotoapparat und seine Harmlosigkeit kennen.

 

Nun zähle ich jeden Abend, wenn die Klappe oben ist, die Wellis sorgfältiger ab.

04. Januar 2016 - Soeben schloß ich so gegen 17.30 Uhr den "Ausflug" zum Schutzhaus, damit die Wärme des Frostwächters zur Nacht die Kostbarkeiten warm hält. Meine Wellensittiche fliegen immer kurz vor dem Beginn der Dunkelheit ins Schutzhaus um sich zu stärken, noch etwas zu toben und dann anschließend ihre Plätze für die Nachtruhe einzunehmen. Es kam schon einmal vor, daß einer der Wellensittiche, es war Nymphi und ich berichtete von diesem Schrecken, draußen übernachtete, da ich ihn beim Schließen übersehen hatte. Es war in den 4 Jahren Außenhaltung das einzige Mal und ich habe heute noch ein schlechtes Gewissen, wenn ich an seine Ängste denke, draußen so ganz alleine zu hocken und nicht zu den anderen zu können.

 

Heute schob ich also wie üblich das Plexiglas über den Ausflug des Schutzhauses und blickte noch einmal ganz kurz hinein, um zu überprüfen, ob auch alle Herrschaften versammelt sind.... und was sah ich? Im ganzen Schutzhaus saß nur Galadriel und sonst war gähnende Leere. Ich konnte es nicht fassen und hatte ein klopfendes Herz! Sofort schloß ich wieder die Tür und schaute in den Freiflug. Alles war dunkel und still....., aber dann entdeckte ich die restlichen Acht... still .... in einer Ecke zum Teil am Gitter hängend, zum Teil auf dem Hängespielplatz sitzend. Was war nur passiert? Ist wieder ein Greifvogel oder eine Katze anwesend gewesen und die Doppelverdrahtung hatte meine Kostbarkeiten geschützt? Wovor hatten sie solche Angst?

 

Ich öffnete weit die Tür zum Schutzhaus, das Licht brannte und ich rechnete damit, daß sie nun alle in das Licht und in die Wärme hineinfliegen würden, futtern und sich beruhigen. Aber weit gefehlt! Sie bewegten sich nicht von der Stelle und harrten aus. So versuchte ich - nach eine Weile des Abwartens - sie einzeln mit den Händen zu packen und dann ins Haus zu tragen. Doch sie flogen trotz der Dunkelheit hektisch auf und dabei auch gegen die Gitter und auf den Boden. Kurzentschlossen griff ich nach dem Kescher, sammelte sie einzeln ein und entließ sie im Anschluß ins warme Schutzhaus. Hoffentlich beruhigen sie sich dort! Doch auch hier flogen sie zunächst panisch teils gegen die Wände, teils auf das Stroh auf dem Boden. Danach fand jeder ein Plätzchen und alle wirkten auf mich ziemlich bedröppelt und still.

 

Das ist einer der Nachteile einer Außenvoliere, denn man hat halt nicht alles immer im Blick. Ich werde eventuell nie erfahren, was dort vorgefallen ist. Werde später nochmals nachschauen, ob Ruhe eingetreten ist oder ob jemandem etwas Ernstes passiert ist bei dieser Aktion.

Update 05. Januar 2016 - Heute morgen war ich aufgeregt, als ich zu den Wellensittichen nach draußen ging, um ihnen ihr morgendliches "Frühstück" zu kredenzen. Ich hatte Angst davor, daß jemand gestern bei den Panikflügen zu Schaden gekommen sein könnte. Doch wurde ich wie üblich ruhig von oben aus beobachtet wie ich das alte Heu vom Boden entfernte und durch neues Heu ersetzte. Futterwechsel wurde auch mit Freude beobachtet und man zwitscherte gemütlich vor sich hin. Höchstwahrscheinlich ist alles glimpflich abgegangen... ich werde sie heute besonders genau im Auge behalten.