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Schimmelpilze - Emilys Krankengeschichte

August 2013 - Nun hat es Emily erwischt. Seit wir aus unserem Urlaub zurück sind, bemerkte ich durchfälligen Kot an ihrer Kloake. Da sie äußerst fit und agil wirkte, habe ich anfangs abgewartet, weil ich hoffte, dass sie eventuell nur zu viel Grünzeug in der Zeit angeboten bekommen hatte. Doch mein gestriger Gang zum vogelkundigen Tierarzt besagte, dass sie voraussichtlich Schimmelpilze hat. Es wurde eine Kultur angelegt und am Montag weiß ich Genaueres. Die Tierärztin hat mir fürs Erste ein Fungizid mitgegeben. Morgens soll ich ihr nun einen Tropfen davon verabreichen. Sie sagte, dass diese helleren Wellensittiche empfänglicher und empfindlicher sind. Meine restlichen Wellensittiche sind topfit. Nun sitzt die arme Emily in dem Krankenkäfig im Schutzhaus und mich erinnert die Situation total an Limo. Emily ist total fit dabei - nur eben die  verschmierte Kloake.

 

Meine Frage an die Tierärztin, wie sie denn an Schimmelpilze kommen könnte, beantwortete sie: In einem intakt funktionierenden Körper sind immer Pilze oder Sporen vorhanden, mit denen der Körper normal arbeitet. Nützliche Darmbakterien fressen überzählige Pilze auf, wenn sie in den Darm vordringen. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen. Durch absterbende Pilze (Candida albicans) und deren Ausscheidungen fallen Mycotoxine an und diese belasten die Leber der Vögel. Dieser Darmpilz kann sich durch Stress, Paarungszeit, Mauser, um nur einige Beispiele zu nennen, explosionsartig ausbreiten. Es kann zu Durchfällen oder Verstopfung kommen und dadurch ist es nicht ganz so einfach festzustellen. Wichtig ist es auf jeden Fall einen wirklich vogelkundigen Tierarzt aufzusuchen, der einen Kropf- und Kloakenabstrich vornehmen wird und untersucht.

 
Während der Therapie sollte man darauf achten, dass in den Futtermitteln, die man reicht, kein Zucker enthalten ist, da dieser die Pilze ernähren würde - also kein Obst reichen (Knabberstangen und ähnliches, was man in den Tiergeschäften kaufen kann, reiche ich sowieso nicht)

1. Tag nach der Medikamentengabe - Heute Morgen habe ich Emily das erste Mal ihre Medis schnabulös eingeflößt. Sie hat sie sehr wehrhaft geschluckt und mein Zeigefinger ist nun ziemlich rot durch ihren Schnabel. Die kommenden Wochen werden nicht einfach werden - für sie nicht und für mich auch nicht.

 

Jacob, der Partner von Emily, sitzt mittlerweile - genauso wie Nymphi am Jahresanfang, als ich seine Limo separieren musste - auf dem Krankenkäfig und verteidigt seine geliebte Emily so gut er kann. Die Herren Frédérique und Nymphi wollen sehr gerne helfen, doch Jacob möchte dieses nicht. Er schlägt bisher jeden in die Flucht. Leider verstanden es die Herren nicht so schnell (oder wollen es  nicht verstehen) und so ist sehr viel Bewegung im Spiel. Unser Neuer, also Frédérique, benimmt sich genauso wie früher. So sieht er ihm also nicht nur ähnlich, sondern er verhält sich auch noch so.

 

Bei Nymphi habe ich den Eindruck, dass er sich durch den Käfig an die damalige Situation mit Limo erinnert, die eine ganze Weile in dem Käfig ausharren musste und schlussendlich starb. Nun hockt er in der Nähe und startet ständig Versuche, auf dem Käfig zu landen und über Emily zu wachen. Doch auch er darf dieses nicht, denn Jacob ist zuständig und zeigt es allen. Er bekennt sich öffentlich zu ihr, obwohl er zwischendurch immer wieder andere Weibchen bewundert.

 

Interessant finde ich, dass die Weibchen sich kaum um Emily kümmern.

2. Tag der Medikamentengabe - Emily ist weiterhin richtig fit und möchte verständlicherweise unbedingt aus ihrem "Gefängnis" heraus. Ihr Partner Jacob hielt heute morgen weiterhin Wache und war darum bemüht, Nymphi und Frédérique zu verscheuchen. Da er aber verstärkt versuchte, sich durch die Stäbe zu seiner Emily zu quetschen, nahm ich kurzerhand den Kescher zur Hand, fing ihn ein und setzte ihn kurzentschlossen zu ihr. Beide wussten nicht wie ihnen geschah - der Eine war plötzlich eingeschlossen, die Andere hatte gehofft, frei gelassen zu werden. Nachdem sie die Situation begriffen hatten, kümmerte sich Jacob liebevoll um seine Angebetete. Nymphi und Frédérique konnten nun nach eigenem Geschmack und Willen auf dem Käfig landen und niemand verscheuchte sie.

 

Ich habe den ganzen Tag überlegt, ob diese Entscheidung von mir tatsächlich richtig war. Heute Abend habe ich mich entschlossen, Jacob wieder freizulassen, denn er wirkte ziemlich durcheinander und den Eindruck hatte ich immer noch, als er dann im Aussenbereich herumflog. Emilys Kloake ist weiterhin grünlich verschmiert und ich kann noch keine Besserung feststellen. Wie man merkt, erwarte ich Wunder.

 

So, morgen ist ein neuer Tag. Die beiden und die restlichen Wellis können in der Nacht erst einmal wieder Kraft schöpfen und überlegen, was morgen so anstehen könnte.

3. Tag der Medikamentengabe - Ich hatte heute Nacht immer wieder die unglückliche Emily vor meinen Augen mit ihrer verschmierten Kloake in dem blauen Käfig sitzend und habe noch eine andere Lösung gefunden. Sie ist ja fit und kann gut fliegen, futtern, zanken und lieben. Also kann sie auch weiterhin mit den anderen - ihre Geschichte ist laut vk Tierärztin nicht ansteckend - gemeinsam aktiv bleiben.

 

Morgens bei der normalen Futtergabe habe ich sie samt Käfig aus dem Schutzhaus der Voliere geholt und mit ins Wohnhaus genommen. Dort hatte ich mir bereits einen festen Handschuh für meine linke Hand bereitgelegt, da sie sehr gut beißen kann. Ich holte sie aus dem Krankenkäfig und hielt ihre schmuddelige Kloake, die sie von alleine kaum reinigen kann, unter lauwarmes fließendes Wasser. Dabei wischte ich mit einem weichen Tuch den eingeweiten Kot vorsichtig weg und sprach beruhigend auf sie ein. Sie zeigte sich tatsächlich kooperativ und ich gehe davon aus, dass es ihr gut tat.

 

Da ich sie schon in der Hand hatte, bekam sie ihre Medikamente gleich schnabulös eingeflößt und anschließend entließ ich sie einfach in den Freiflug zu den anderen. Zur nächsten Medikamentengabe werde ich sie morgens mit dem Kescher einfangen müssen, doch diese Prozedur dauert für sie kürzer an, als wenn sie den ganzen Tag und die Nacht im Käfig hocken müsste. Bin nun wirklich gespannt, ob die Entscheidung richtig war.

4. Tag nach der Medikamentengabe: Gestern habe ich Emily einfach in den Freiflug entlassen und musste sie heute morgen kurz einfangen, damit ich ihr das Medikament schnabulös einflößen kann und es hat wunderbar geklappt, da sie, als ich die Ausflugklappe öffnete, als einziger Vogel sitzen blieb. Sie öffnete sogar ihr Schnäbelchen und schluckte das Pilzmittel ohne Probleme. Ich vermute, dass sie gemerkt hat wie gut es ihr tut, denn ihrer Kloake ist seit der Reinigung gestern ohne flüssige Kotspuren.

 

Mein Anruf bei der vogelkundigen Tierärztin hat ergeben, dass sich auf der angezüchteten Kultur zwar vereinzelt Bakterien gezeigt haben und ein paar Pilzsporen, aber nichts Gravierendes. Diese gefundenen Bakterien leben in Wellensittichen und werden dann auch ausgeschieden, da Wellensittiche, die draußen leben und sich auch gerne auf dem Boden aufhalten, damit in Berührung kommen. Prophylaktisch kann ich ihr das Mittel noch ein/ zwei Tage geben, aber, da sie sonst wirklich fit ist, gilt sie als gesund.

 

Sie futterte nach der Prozedur sogar aufgetaute halbreife Kolbenhirse, die ich gestern für den Winter eingefroren hatte von meiner Hand. Das heißt, sie verbindet meine Hand nicht mit etwas Negativem. Ihr Jacob säubert ihre Federn um ihr Schnäbelchen äußerst liebevoll und schaut darauf, dass es ihr gut geht.

5. Tag der Medikamentengabe: Auch heute habe ich Emily kurz mit dem Kescher einfangen können und ihr ein letztes Mal das Medikament eingeflößt. Sie machte freiwillig das Schnäbelchen auf und schluckte gehorsam. Nachdem ich ihre immer noch saubere Kloake kontrolliert hatte, konnte sie einfach wieder wegfliegen. Die Entscheidung, sie nicht im Käfig sitzen zu lassen, war in diesem Fall schon klasse.

 

Sie hatte sich hinten noch vor der Behandlung, da sie die Kloake nicht vollständig säubern konnte, einzelne Federn ausgerupft, die nun aber schon wieder nachwachsen. Bald sieht sie wieder makellos weiß in dem Bereich aus und der störende Kot verklebt nichts mehr. Ich bin so froh, dass alles wieder in Ordnung zu sein scheint und hoffe, es bleibt auch so.