Das Gefieder des Wellensittichs (Budgerigar, Melopsittacus undulatus)
Das Gefieder der Vögel im Allgemeinen nennt man "Federkleid" und die Federn bekleiden und schützen die nackte Haut des Tieres vor Kälte, Hitze und anderen äußeren Einflüssen. Wellensittiche haben besonders farbenfrohe Federn in überraschender Form und Vielfalt. Diese bestehen aus totem Hornmaterial, dem Keratin und dienen z. B. auch durch Aufstellen der Kopffedern der Kommunikation mit Artgenossen. Wenn die Tiere krank sind oder sie frieren, plustern sie ihre Federn auf und dadurch haben sie den gleichen Effekt wie wir mit Wollpullovern im Winter - es wärmt. Genauso schützen die Federn vor Hitze, Nässe oder Wind. Sie sind eine enorme natürliche Isolierung. Die Wellensittiche halten es in Form und befreien es vor Schmutz, fetten es ein, damit es "immer bereit" bleibt.
Federscheide
Ihre Federn werden von Zeit zu Zeit durch neu nachwachsende ersetzt und die alten, verbrauchten werden somit erneuert - sie mausern. Die neu nachwachsenden Federn entwickeln sich anfangs in einer noch geschlossenen Federscheide, die dann nach einiger Zeit aufbricht und eine fertige Feder zeigt sich. Diese Federscheide sieht durchsichtig, weißlich aus und ähnelt etwas einer Kugelschreibermine.
Während einer starken Mauser kann es übrigens auch schon einmal vorkommen, dass sich diese geschlossene Federscheide nicht öffnet und recht lang wird. Der Wellensittich selber kümmert sich eventuell nicht sorgfältig um sein Federkleid und öffnet diese Scheide nicht mit Hilfe seines Schnabels. Dann hilft das Anbieten einer Badeschale oder das Einsprühen des Vogels mit einem Wassersprüher. Das Einsprühen darf natürlich nur angeboten werden, wenn der Wellensittich dieses mag und niemals unter Zwang. Er muss die Möglichkeit des Entweichens haben. Durch das Wasser weichen die Hülsen auf und sind leichter zu bearbeiten.
Ich konnte einige noch in Federscheiden steckende Federn bei dem im Moment sich mausernden Angelo fotografisch festhalten.
Körper- und Kleingefieder
Zum Körper- und Kleingefieder zählt man alle kleinen Federn, die sich auf dem Kopf, auf dem Bauch und dem Rücken befinden. Übrigens handelt es sich bei den beiden Fotos links um ein und dieselbe Feder - einmal von vorne und einmal von hinten fotografiert. Vorne wirkt sie schimmernd grün/ gelb mit weißem Flaum und auf der Rückseite bläulich bis türkis. Es handelt sich hier um eine Feder des Kleingefieders meiner Rainbowhenne Queeny (Farbschlag: Hellflügel, hellblau, AGG, opalin)
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Wangenfleck
Oberhalb der Kehltupfen findet der Betrachter des Wellensittichs farbige "Striche", die aussehen, als hätte sie ein Maler mit einem gekonnten Strich gezeichnet. Dieses sind die sogenannten Wangenflecke. Die meist kräftigen Farbtupfen dieser Wangenflecke befinden sich immer auf jeweils einer Feder an der Spitze. Die Färbung ist abhängig von dem jeweiligen Farbschlag der Wellensittiche. Sie kann hellblau, dunkelblau, schwarz, weiß, violett, aber auch weiß gefärbt sein. Es gibt sogar gesprenkelte, bei manchen Schecken gar keine Tupfen oder Tupfen, die auf beiden Gesichtshälften unterschiedlich gefärbt sind.
Ich habe mal gelesen, dass sich die Wangenflecken aus 10 - 20, etwa drei bis fünf Millimeter langen Federn zusammensetzen. Die Federn sind im unteren Bereich der jeweiligen Feder weiß o. gelb, im oberen Bereich dunkelblau/ hellblau/ weiß/ violett, je nach Körperfarbe des Vogels. Dieser farbige Bereich ist genau abgegrenzt.
Kehltupfen
Unterhalb der Wangenflecken - beim Menschen würde man sagen, auf dem Kinn - haben viele Wellensittiche schwarze, runde Farbflecken auf der Kehle. Genau aus diesem Grund bezeichnen wir sie als Kehltupfen. Die einzelnen, kleinen Federn haben fast kreisrunde schwarze Farbflecken zusätzlich zu den Grundfarben. Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen auf Grund der unterschiedlichen Farbschläge - so können diese Kehltupfen auch braun oder grau gefärbt oder gar nicht vorhanden sein.
Nicht nur auf Grund der Farbschläge gibt es unterschiedliche Kehltupfen, sondern auch auf Grund der unterschiedlich groß gezüchteten Wellensittiche. So haben die ursprünglichen Wellensittiche aus Australien, nur jeweils 3 Tupfen rechts und links der Gesichtshälfte wie auch die zierlichen Hansibubis, während die Halbstandards oder Standards wesentlich mehr und größere Tupfen ihr eigen nennen können.
Emily (links) Farbschlag: weiß/ hellblau, aufgehellt, spangle Lavender (rechts) Farbschlag: normal weiß mit grau überhaucht,
durch den grauen Überhauch sind ihre Kehltupfen besser
sichtbar
Großgefieder
Dies ist ein zusammenfassender Begriff der Schwung-, Schwanz- und Steuerfedern.
Wie der Name es schon sagt, holen die Wellensittiche mit ihren Schwungfedern (Handschwingen, Armschwingen, Daumenfedern, Handdecken, Armdecken) Schwung, durch sie können sie sich in der Luft halten und sich zusammen mit den Steuerfedern in die Richtung steuern, in die sie fliegen wollen. Die Schwungfedern bilden die Tragflächen der Flügel. Sie erinnern auch an die Tragflächen eines Flugzeuges, denn die Wellensittiche können mit ihnen ganz genau ihre Flugbahn bestimmen. Wenn man sich die Schwungfedern genau betrachtet, fällt auf, dass sie nicht symmetrisch aufgebaut sind. Dadurch, dass die schmalere Aussenfahne der Feder an der Aussenseite des Flügels sitzt, bietet sie einen sehr guten Luftwiderstand. Sie sind unterschiedlich groß und können bis zu acht Zentimeter lang sein.
Ich möchte noch etwas näher auf die Federfahne eingehen. Diese besteht aus einzelnen, sehr vielen, nebeneinanderliegenden Federästen, die jeweils auf einer Seite hakenähnlich gebogen sind. Auf der Nachbarseite sitzen kleine Vertiefungen, welche man als Bogenstrahlen bezeichnet. Diese Bogenstrahlen verbinden sich mit den Hakenstrahlen der benachbarten Äste und so bietet die Feder dem Flügel und somit dem Vogel einen kompakteren, festeren Halt in der Luft. Durch ausgiebiges, sorgfältiges Putzen wird alles, was in Unordnung geraten ist, wieder gerade gerückt.
Bei unten gezeigter Makroaufnahme kann man die Federäste mit ihren Bogen- und Hakenstrahlen erkennen:
Darstellung einer Federspule:
An der Farbe der Schwungfeder kann man auch häufig die Körperfarbe des jeweiligen Wellensittichs erkennen. An der Färbung bei der unteren Feder sieht man weiße Bereiche. Das heißt, es muss sich um einen Wellensittich aus der Blaureihe handeln oder um einen grauen Wellensittich. Da man auf dem unteren Bereich rechts allerdings auch eine Blaufärbung erkennt, weiß man, dass es sich hier um einen blauen Wellensittich handeln muss.
Bei Schwungfedern von Wellensittichen aus der Grünreihe sind die weißen Bereiche grün.
Ebenfalls verrät uns der Name der Schwanz-/ Steuerfedern (Deckfedern - Oberschwanzdecken, Unterschwanzdecken) ihre Bedeutung: die Wellensittiche können mit ihnen ihren Flug kontrollieren, steuern und auch abbremsen. Der Schwanz besteht aus insgesamt 12 Federn, die unterschiedlich in der Länge sind. In der Mitte des Schwanzes befinden sich die beiden längsten Federn, darauf folgen rechts und links jeweils eine kürzere Feder, und dann wieder rechts und links vom Vogelkörper jeweils 4 noch kürzere Steuerfedern.
Flügeldeckfedern
Große und kleine Flügeldeckfedern bedecken wie der Name schon verrät, die Flügeldecken.
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Gefiederpflege
Wellensittiche sind sehr reinliche Vögel, die stets sorgfältig Gefiederpflege betreiben. Sie dabei zu beobachten, macht sehr viel Spaß. Sorgfältig reiben sie zum Beispiel ihr Köpfchen über den Bürzel mit seiner Bürzeldrüse oberhalb des Schwanzansatzes, die ein öliges Sekret enthält. Dabei nehmen sie mit ihrem Schnabel etwas von diesem Öl auf und verteilen dieses Sekret überall auf ihrem Gefieder. Das Fett wirkt wasserabweisend und unterstützt das Hornmaterial der Federn in ihrer Geschmeidigkeit. Dadurch bleiben sie länger elastisch und vorher zerzaustes Gefieder mit seinen kleinen Federästen und Federstrahlen (s. o.) können wieder ordentlich miteinander verästelt werden und einen guten Flug garantieren.
Ich konnte bei meinen Wellensittichen beobachten, dass sie sich besonders ausdauernd putzen, wenn sie sich sicher fühlen. Bei ihrem Putzvorgang können sie ja ihre Umgebung nicht genau beobachten und wären Fressfeinden gnadenlos ausgeliefert. Wenn ein neuer Vogel bei mir einzog, sah ich ihn immer nur ganz hektisch und kurz seine Federn durch den Schnabel ziehen. Daran bemerkte ich seine Anspannung und seine Unsicherung in dem neuen Terrain. Queeny fühlt sich wohl in ihrem Zuhause und aus diesem Grund putzt sie sich sehr ausgiebig und sehr gründlich - wie man auf den unteren Bildern sehen kann.